Wie ich Pilot wurde
Begonnen hat alles, als ich noch ganz klein war. Laut Aussage meiner Mutter, war Feuerwehrmann oder Polizist nie ein Thema für mich, ich wollte schon als kleiner Mann immer Pilot werden.

Nach meinem Abitur habe ich mich dann bei einer großen renommierten Flugschule in Deutschland beworben. Das Auswahlverfahren war sehr anstrengend und hat mich einige Nerven gekostet. Insgesamt hat die Eignungsuntersuchung knapp eineinhalb Jahre in Anspruch genommen.
Das Auswahlverfahren:
Ich habe mich damals professionell auf die verschiedenen Test beim DLR (Deutsche Luft und Raumfahrt) in Hamburg vorbereiten lassen, da ich nur diese eine Chance im Leben hatte und mir sicher sein wollte, alles erdenklich mögliche getan zu haben, sollte es letztendlich doch nicht mit der Aufnahme an der Flugschule klappen. So konnte ich mir zumindest am Ende keinen Vorwurf machen..
Im Auswahlverfahren des DLR wurden unter anderem folgende Teilbereiche abgefragt:
Mathe, Physik, Englisch, Technik, räumliches Vorstellungsvermögen, Merkfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit um mal einige Punkte zu nennen.
Rückblickend betrachtet, war Alles in Allem gut machbar. Um die Tests zu bestehen sollte man in allen genannten Teilbereichen gut abschneiden, muss aber keinesfalls ein „Überflieger“ sein. Gesucht wird eher ein Allrounder.
Nachdem die grundlegende Eignungsprüfung bestanden war, wurde ich circa sieben Monate später zum Zweiten und Letzten Teil des Tests eingeladen. Dieser abschließende Eignungstest bei der Deutschen Luft -und Raumfahrt, zielte nun auf die Überprüfung der psychischen Verfassung ab. Diese wurde in diversen Gruppenspielen, sowie einem mehrstündigen Interview mit zahlreichenPsychologen überprüft. Zum Schluss gab es noch einen Test in einen Flugsimulator. Dieser war relativ schwierig zu fliegen, da man sich erstmal an das handling gewöhnen musste. Während man verschiedene, vorbestimmte Strecken abfliegen musste, sollte man Rechenaufgaben lösen, um die Mehrfachbelastbarkeit zu testen.
Nun galt es schlussendlich noch, meine medizinische Verfassung auf den Prüfstand zu stellen, um das Tauglichkeitszeugnis (Medical) Klasse 1 zu erwerben. Beim Aeromedical Center wurde ich einen Tag lang komplett auf den Kopf gestellt. Hörtests, Sehtests, Belastung-EKG, EEG, Blut -und Urinproben waren ein Teil davon.
Nach weiterer Wartezeit begann dann endlich meine Ausbildung zum Verkehrsflugzeugführer. Vor uns lag knapp einem Jahr Theorie. Das war recht knackig, da in relativ kurzer Zeit sehr viel Stoff verinnerlicht werden musste. Damit ihr euch vorstellen könnt, wieviel Stoff das tätsächlich war, habe ich euch ein Foto der Skripte eingefügt.

Es galt sich mit der Aerodynamik, der Technik, dem richtige Funken, dem Aufbau und der Funktionsweise von Triebwerken, der Performance, dem Luftrecht, der Elektrotechnik, der Navigation, der Flugplanung, und der Meteorologie auseinander zu setzen.
Nach einem Jahr lernen, lernen und noch mehr lernen, standen dann die letzten Prüfungen der Flugschule, sowie die des Luftfahrtbundesamtes an. Nun war es endlich geschafft und die Theoriephase war erfolgreich abgeschlossen.
Nach weiterer Wartezeit begann dann endlich unser erstes Flugtraining in den USA, auf der Beechcraft Bonanza F33A.

Da ich zuvor noch nie selbst geflogen bin, war das natürlich alles sehr aufregend und bereits nach 12 Flügen mit Fluglehrer, stand dann schon das erste Solo an, ganz alleine, ohne Fluglehrer, bis heute unvergesslich und mit Abstand eines der coolsten Erlebnisse.
Nach circa vier Monaten, vielen Stunden im echten Flieger und im Simulator, war der erste Teil des Praxisteils absolviert und es ging für uns mit dem Airbus 380 schon wieder zurück nach Deutschland.
Leider kam es auch hier wieder zu einer längeren Wartezeit, bevor wir mit dem zweiten Teil der Flugpraxis fortfahren konnten. Nun erwartete uns ein deutlich größeres Flugzeug, die Cessna Citation CJ1+. Ein Jet der sehr gerne von gut betuchten Kunden für Privat -oder Geschäftsreisen genutzt wird.

Ein Jet fliegt sich natürlich ganz anders, als ein kleines Propellerflugzeug mit Kolbenmotor, daher war die Umgewöhnung anfangs gewaltig. In dieser Phase geht es nun auch das erste Mal in der Ausbildung um das MCC, die sogenannte Multi Crew Coordination. Das bedeutet, dass das Flugzeug von einer Zweimannbesatzung geflogen wird und nicht wie zuvor, nur von einem Piloten. Dies sollte uns näher auf den späteren Einsatz im Cockpit eines großen Passagierjets heranführen. Ein größerer Passagierjet muss immer in von zwei Piloten geflogen werden.
Nach einigen Stunden Simulator -und Aircrafttraining, war nun auch diese Phase erfolgreich gemeistert und es kam zum letzten Tei der Ausbildung zum Verkehrsflugzeugführer, dem Typerating für die Airbus 320 Familie.
Der Erwerb dieser Musterberechtigung beinhaltete circa weitere vier Monate Simulatortraining mit abschließendem Landetraining im echten Flugzeug. Unser Landetraining fand am Balaton (Plattensee) in Ungarn statt. Ein weiteres Mal Gänsehautfeeling. Das erste Mal einen echten Airbus starten und landen, einfach nur unbeschreiblich.
Nach zwölf Starts und Landungen war es nun endgültig geschafft und ich durfte nach all den Jahren endlich meine eigene Pilotenlizenz in den Händen halten.
Fun Fact:
Nach all den Jahren an Wartezeit konnte es schlussendlich nicht schnell genug gehen, so dass ich von Ungarn noch am selben Tag mit dem Taxi nach Wien gefahren bin, da bereits am nächsten Tag mein erster Arbeitstag bei meinem damaligen Arbeitgeber begonnen hatte.
Happy landings.